„Ihr seid der Motor der Integration der neu zugewanderten jungen Menschen“
Beruf: Leitender Angestellter
Geburtsjahr: 1962
Wurzeln: Kroatien
Marko Iljic wurde am 2. November 1962 in Brčko in Bosnien-Herzegowina geboren. Als ein von den Eltern im Sommer 1972 nach Wien „verschlepptes“ neunjähriges Kind bin ich nicht freiwillig zugewandert.
Die ersten Monate in der fremden Stadt waren für mich ein purer Horror, die dazu gehörigen negativen Bilder und meine damalige Gefühlslage sind bis heute in mir fest eingeprägt. Für meine MitschülerInnen in der damaligen dritten Volksschulklasse in der Einsiedlergasse war ich, als einziges ausländisches Kind, ein richtiger Exote. Es war viel Neugierde seitens der MitschülerInnen und LehrerInnen vorhanden, Verständnis für ein „sprachloses“ Kind konnte ich nur bei den Wenigsten feststellen.
Die heutige Situation an vielen Volksschulen in Wien ist oft diametral zu meinem Schuljahr 1972/73, viel mehr Kinder sind am Weg zur Integration in die Schulklasse und somit auch in die Gesellschaft, die Mehrzahl dieser Kinder mit Migrationshintergrund sind geborene WienerInnen. Deshalb mein Appell an die jungen Menschen: Unterstützt die neu zugewanderten MitschülerInnen nach euren Möglichkeiten, ihr habt einige davon in eurer Klasse.
Euer Vertrauen und der vorurteilsfreier Umgang mit diesen wird euch mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrfach positiv zurückgegeben. Das Elternhaus und die Öffentlichkeit werden euch oft und regelmäßig auf die Probe stellen, ihr solltet auf deren negative Vorurteile mit Neugierde und Menschlichkeit reagieren.
Zugewanderte Kinder, die eine menschenwürdige Behandlung auf der eigenen Haut spüren, sind von Anfang an offener für die neue Gesellschaft, für die neue Sprache und Kultur. Nur wenn deren Sprache und Kultur eine Aufwertung erfahren, ist die Flucht in eine isolierte „Parallelgesellschaft“ für sie unattraktiv. Ihr seid der Motor der Integration der neu zugewanderten jungen Menschen, die Generation vor euch hat diese Aufgabe ganz eindeutig nicht gut bewältigt und kämpft verbittert mit den Folgen der eigenen gesellschaftspolitischen Entscheidungen, sowohl auf der großen Bühne der Politik als auch im Bereich der kleinen Nachbarschaftskonflikte. Fürchtet euch nicht vor den Fremden, das Vertraute ist ein Ergebnis der Bemühungen beider Seiten.
Im Zeitraum von 2009 und 2015 war Marko beim Wiener Hilfswerk als Abteilungsleiter tätig wo er auch die Funktion des Integrationsbeauftragten des Hilfswerks Österreich übernahm. Zudem war Marko zwischen 2012 und 2015 Ersatzmitglied des Integrationsbeirates des BMEIA. Seit Anfang 2016 absolviert Marko ein Doktoratsstudium.
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